Mittwoch, 3. Oktober 2012

Dank an die charakterfeste Truppe aus Gelesenkirchen - Ein Resümee nach Montpellier

Es steht 2-1, Draxler is grade mit ner bösen Verletzung runter und wir haben uns beherzt zurück ins Spiel gekämpft. Bis hierhin ist alles so weit in Ordnung. Wer nun gedacht hat, die Mannschaft hätte aus dem Spiel in Düsseldorf ihre Lehren gezogen und die eigene Einstellung hinterfragt, der sieht sich übel getäuscht. Ab dem Zeitpunkt des Führungstreffers ging die gleiche Grütze wie gegen Düsseldorf von statten, gegen müde werdende, verunsicherte und DEZIMIERTE Franzosen, die am Ende aufgrund unserer unfassbaren Indisponiertheit in der Abwehr ihr Glück wahrscheinlich selbst kaum fassen können. Sorry, aber das was wir spielen, hat mit professionellem Fußball nichts zu tun. Obwohl, vielleicht schon, da es scheinbar die Regel wird.

Überheblichkeit, Arroganz, Lustlosigkeit - diese drei Attribute stehen beispielhaft für Schalkes Leistung ab dem Führungstreffer. Es ist nichtmal der klägliche Fehlschuss von Huntelaar kurz vor Schluss oder Pukkis schwache Versuche in Halbzeit 1, nein! Es ist erneut die Einstellung, die wir an den Tag legen. Keine Geilheit auf Tore, kein Vermögen die eigene Chance auf einen hohen Sieg zu erkennen. Stattdessen Ballgeschiebe, Verzögern, blindes Bälle reinschlagen und zwischendurch auch immer mal wieder unfassbare technische Fehler. An dieser Leistung war nix dominant, Montpellier konnte nicht und wir wollten nicht besser. Hinten mal wieder mehr als sorglos und auch wenn ich Unnerstall oft kritisiere und er beim 1-0 auch wieder zu weit vorne steht, kann er doch bei beiden Treffern nix machen. Da freut man sich, dass Uchida drin ist und Höwedes Matip in der IV ersetzt und es bessert sich NULL. Und Afellay möchte ich überhaupt gar nicht mehr spielen sehen, den bescheuerten Schönspieler. Der soll an der Copacabana am Strand kicken und Weiber beeindrucken, für Profi-Sport ist der scheinbar nicht geschaffen.

Wenn das der Charakter der Mannschaft ist, dann Prost Mahlzeit! Mit diesem Engagement stehen uns noch einige böse Überraschungen ins Haus. Aber am Ende sind wahrscheinlich die Fans schuld, die die armen kleinen Fußballmillionäre bei anhaltender Arbeitsverweigerung auch noch auspfeifen.

Glück a- ach was solls...

Freitag, 14. September 2012

Stevens und die Suche nach dem "Klick"

Lange ist es her, dass sich die meisten Journalisten einig darüber waren, dass Schalke einen qualitativ und quantitativ hochwertig besetzten Kader besitzt. Dabei ist es vor allem bemerkenswert, wieviel Anteil der Last-Minute Afellay-Transfer an der öffentlichen Meinung hat. Afellay ist "nur" der dritte externe Neuzugang bei S04 und alle von ihnen sind Mittelfeldspieler. Dass gerade in diesem Mannschaftsteil auf Schalke die größte Leistungsdichte herrscht, ist nach den Transfers von Barnetta, Neustädter und Afellay also kaum verwunderlich. Was viele allerdings gerne mal vergessen: Die Abwehr, die letzte Saison immerhin 44 Tore zugelassen hat, ist nicht verändert worden.

Relativiert wird diese Zahl jedoch, wenn man sieht, dass nur drei Teams weniger Gegentore als Schalke kassiert haben. Das waren - oh Wunder - unsere schwarzgelben Nachbarn, die Bayern und Borussia Mönchengladbach. Außerdem ist es in meinen Augen der richtige Weg, auf die drei noch jungen Verteidiger Höwedes, Matip und Papadopoulos zu setzen, aller gelegentlichen Unkonstanz zum Trotz, denn den großen Sprung in Entwicklung und Festigung der Leistung, schaffen sie wenn dann jetzt in den kommenden 2-3 Jahren. Was viel eher interessant sein wird, ist die Frage, ob Huub Stevens es schafft, die Abstimmungsprobleme zwischen Abwehr und Mittelfeld dieses Jahr zu verringern. Schalkes "Defensivprobleme" sind meiner Ansicht nach nämlich nicht in er erster Linie personelle, sondern eher von taktischer Natur.

Schalke hat sich in den zwei Saisonspielen schon 3 Tore gefangen, Augsburg hätte auch gut und gerne 1 bis 2 Treffer mehr erzielen können. Somit bleibt das vorläufige Fazit eher "nein". Die entscheidenden Fragen werden sein, ob ein Neustädter die Lücke zwischen Abwehr und Mittelfeld schließen kann und in wie weit Fuchs und Uchida auf den Außen mehr Unterstützung kriegen. Stevens, eigentlich lange Zeit als Defensivspezialist verschrien, wird sich genau dafür etwas einfallen lassen müssen, damit die kommende Spielzeit so erfolgreich werden kann, wie die letzte.

Angesprochen auf ein mögliches Startelfdebut von Ibi Afellay, sagte der Limburger "Ich zweifle noch. Es fehlt in manchen Situationen noch die Abstimmung.", relativierte allerdings gleich wieder "Gute Fußballer können das. Ich hatte mal zwei, die nicht die selbe Sprache sprachen, das waren Sand und Mpenza, da hat es sofort 'Klick' gemacht."
Ob es bei Afellay 'Klick' macht, darüber mache ich mir keine Sorgen. Es wird aber Zeit, dass es zwischen Abwehr und Mittfeld endlich "klickt".

Glück auf!

Mittwoch, 3. März 2010

Warum Joel Matip die richtige Entscheidung trifft

Kürzlich verlängerte Youngster Joel Matip seinen Kontrakt auf Schalke bis 2013 und erhielt damit seinen ersten Profivertrag, was für einen 18-jährigen sicher nicht schlecht ist. Doch Matip musste auch eine andere wichtige Entscheidung treffen. Nachdem er anlässlich des Africa Cup of Nations für die Nationalmannschaft Kameruns berufen wurde, gingen hierzulande die Diskussionen los. Viele waren damals wie heute der Meinung, der gelernte Verteidiger solle nichts überstürzen und sich doch lieber für die DFB-Auswahlen empfehlen, bevor er sich für Kamerun "festspielt". Prominente Fürsprecher sehen in ihm einen potentiellen Spieler der deutschen Nationalmannschaft, darunter auch sein Trainer Felix Magath, der ihm die Abstellung nach Afrika verweigerte, um in der Bundesliga nicht auf ihn verzichten zu müssen.

Damit war das Thema vorerst erledigt - bis vor ein paar Tagen die erneute Einladung Kameruns zum Test gegen Italien kam und Matip nahm sie an!
"Jetzt bin ich erstmal weg." war seine knappe Antwort als er auf die deutsche Nationalmannschaft angesprochen wurde. Da die Partie in Monaco nur ein Testspiel ist, wäre Matip trotzdem noch für Deutschland spielberechtigt, jedoch steigen die Chancen für Kameruns Team stetig. In diversen Internetforen wird seitdem heiß diskutiert und kritisiert, die meisten sind der Meinung, dass Matip hätte abwarten sollen. Doch hier sind die Gründe, warum Matips Entscheidung die richtige war:

1. Kamerun hat sich viel stärker um den Spieler Matip bemüht als Deutschland. Matip wurde komplett in Deutschland ausgebildet, von den deutschen U-Nationalmannschaften aber bisher strikt ignoriert.

2. Ungeachtet der Ereignisse im Vorfeld des Afrika-Cups, kam vom DFB kein Signal an Matip, künftig wenigstens für die U-19 oder U-21 auflaufen zu können, trotz 12 Einsätzen in der Bundesliga mit ordentlichen Leistungen und 2 erzielten Toren. Ein Sachverhalt, der einen trotz einiger Aussagen von Mitarbeitern der DFB Nachwuchsabteilung, die Matip als hoffnungsvolles Talent ansehen, nicht weiter verwundert, denn...

3. Schalker haben es in der deutschen Nationalmannschaft seit Jahren schwer. Vor ca. 13 Jahren waren es noch Olaf Thon und Yves Eigenrauch, die diese Erfahrung machen mussten, dann Spieler wie Jörg Böhme oder Fabian Ernst. Die jüngsten Beispiele sind Jermaine Jones, Kevin Kuranyi und Manuel Neuer. Beim DFB wird augenscheinlich mit zweierlei Maß gemessen (Vergleich Fall Kuranyi / Fall Podolski) sodass mit Matip sich mit Sicherheit - und zu Recht - Gedanken um seine Chancen, für Deutschland zu spielen, gemacht hat.

4. In Kamerun winkt die WM: Auch wenn viele Kritiker dies für kurzsichtig halten und darauf verweisen, dass man mit Deutschland die Chance hat, um Titel zu spielen, während Kamerun meist nur Außenseiter ist - wenn man nicht nominiert wird, spielt man um gar nichts. Und so denkt wahrscheinlich auch Matip. Jetzt das Freundschaftsspiel gegen Italien mitzumachen bedeutet für Matip die Chance im Sommer in Südafrika nicht nur Zuschauer zu sein. Ich würde auch lieber eine WM als Außenseiter spielen, als womöglich niemals zu einer eingeladen zu werden.

5. Das Team von Kamerun kommt auch sehr schlecht weg in der Bewertung der Fans. Man darf nicht vergessen, dass Matip so die Möglichkeit hat, mit internationalen Top-Spielern wie Samuel Eto'o (Inter Mailand), Alex Song (Arsenal London) oder Jean II Makoun (Olympique Lyon) zusammenzuspielen.

Zusammengefasst: Matip wird sich mit Sicherheit ausreichend Gedanken gemacht haben, welches Land ihm die größeren Perspektiven bietet. Seine Positionen sind im deutschen Team auf lange Sicht ohnehin besetzt. In der Innenverteidigung sind Mertesacker, Westermann und Tasci gesetzt, Nachrücker mit großer Perspektive sind Höwedes, Hummels, Badstuber und Boateng. Im Mittelfeld sieht es ähnlich aus: Rolfes, Hitzlsperger, Träsch, Schweinsteiger, Khedira und Gentner werden mit Ausnahme von Hitzlsperger auch die nächsten Jahre noch eine Rolle spielen, wenn Joachim Löw Trainer bleibt. Wenn ich an Matips Stelle wäre, hätte ich das Angebot von Kamerun ebenfalls angenommen, allein um die großartige Erfahrung zu machen und mich auf hohem Niveau weiterzuentwickeln.
Meiner Meinung nach sollten vorallem die Schalker jetzt zufrieden sein, dass das Thema erst einmal erledigt ist und ihm viel Glück wünschen, für die WM nominiert zu werden.

Glück auf!

Montag, 15. Februar 2010

Königsblaues Zwischenfazit

5 Spiele haben die Vereine in der Rückrunde hinter sich gebracht, da ist es an der Zeit zu schauen, wo mein FC Schalke steht. Zwei mehr (Bochum) oder weniger (Freiburg) blöde Unentschieden haben uns bereits 4 Punkte und einen Tabellenplatz gekostet, dennoch liegt das Team noch voll im Soll. Die unbesiegbaren Leverkusener und die derzeit alles verschlingenden Bayern liegen nur 3 Punkte in Front, sind jederzeit einholbar. Nach hinten sind es recht komfortable 6 Punkte auf Hamburg, 9 auf Dortmund, das internationale Geschäft ist inzwischen Pflicht, denn solch einen Vorsprung darf man sich nicht mehr nehmen lassen.

Im Gegensatz zur Hinrunde wird auf Schalke kaum noch experimentiert. Die Startelf steht meist mehr oder weniger fest, junge Spieler wie Moritz, Schmitz und Matip, die in der Hinserie noch als Newcomer kritisch beäugt wurden, zählen zum Stammpersonal und haben sich vorerst etabliert. Andere talentierte Spieler wie Moravek, Kenia oder Zambrano sind entweder verletzt oder müssen sich hinten anstellen. Im Mittelfeld ist überraschenderweise auch Ivan Rakitic gesetzt. Der kroate spielt immer noch nicht das Spiel, was man von ihm aus Einsätzen für die Nationalmannschaft kennt, zeigt sich im Vergleich zu den vorigen Spielzeiten aber vor allem im defensiven Bereich deutlich verbessert. Auch Vicente Sánchez ist (endlich) zum Stammspieler geworden, nicht zuletzt weil Lewis Holtby überraschenderweise an den VfL Bochum verliehen wurde. Der wuselige "Uru" ist gerade deshalb so wichtig für die Mannschaft, weil er fast immer anspielbar ist und durch seinen Einsatz, Schnelligkeit und Technik oft Löcher in die Abwehr reist oder Fouls zieht. Kaum verwunderlich, dass Sánchez aufgrund seines Laufpensums oft der erste Spieler ist, der ausgewechselt wird.

Von den Neuzugängen in der Winterpause wird bisher wenig gesprochen, am meisten noch von Alex Baumjohann. Der Rückkehrer tut sich jedoch noch sichtlich schwer mit seiner neuen Aufgabe, agierte bisher entweder überraschend unauffällig und unkonzentriert, oder eigensinnig, wie zum Beispiel im Pokal gegen Osnabrück, wo sein unnötiger Versuch knapp vor dem eigenen Strafraum einen Gegner auszuspielen fast ein Gegentor provoziert hätte. Dennoch lässt er ab und an aufblitzen, warum in Zukunft mit "Baumi" zu rechnen sein kann, nämlich dann, wenn er seine Dribblings sinnvoll einsetzt und wenn er den "letzten" Pass in die Spitze spielt, was der Mannschaft zur Zeit fehlt. Die 23 Minuten gestern gegen Köln machten zum ersten Mal Lust auf mehr. 8 Minuten reichten dem chinesischen Neuzugang Junmin Hao in Osnabrück, um sich in die Herzen der journalisten und des Trainers zu spielen. Gute Technik, Einsatz und Übersicht wurden ihm bescheinigt, anhand der kurzen Spielzeit gegen einen geschlagenen Drittligisten sind diese Eindrücke aber auch nicht wirklich verwertbar. Eine große Rolle wird er in naher Zukunft sicher noch nicht Spielen, ebenso wenig wie Besart Ibraimi, der gegen Freiburg sein Debut gab.

Stürmer Edu tat genau das, was 90% der Fans schon vorher von ihm erwarteten: Den Leistungstest nicht bestehen. Felix Magath sieht das wohl ähnlich, denn seinen ersten beiden Auftritten folgte bisher kein weiterer. Für mich auch nicht weiter verwunderlich. Die anderen Neuzugänge Gavranovic, Müller und Zé Roberto haben derzeit keine Chance.
Soviel zum Personal abseits des Platzes, auf dem Platz ist die Mannschaft vor allem von der effektivität Farfáns und Kuranyis abhängig. An 30 Toren war mindestens einer von beiden beteiligt, dennoch besteht jederzeit die Gefahr, dass sich einer der beiden mal verletzt und dann fehlen dem Team die spielerischen Mittel um Tore zu erziehlen. In der Abwehr wird man sich wohl die wenigsten Sorgen machen müssen. Seit Jahren ist das der konstanteste und beste Mannschaftsteil, das wird sich auch diese Saison nicht mehr ändern - 12 Spiele ohne Gegentor sprechen eine deutliche Sprache.

Felix Magath muss aber unbedingt dafür sorgen, dass die Mannschaft spielerisch besser wird. Die bisherigen Gegner waren selber zu harmlos um gegen die starke Verteidigung zu bestehen, doch bereits nächste Woche wartet mit Dzeko ein Stürmer von internationaler Klasse, auch wenn Wolfsburg derzeit in einem ganz großen Loch steckt ist er immer brandgefährlich. Es wäre also sehr beruhigend, wenn auch aus dem Mittelfeld mehr Akzente nach vorne gesetzt würden. Die schweren Spiele hat die Mannschaft noch vor sich, man wird erst in ein paar Wochen sehen, wie gefestigt diese junge Mannschaft wirklich ist. Aber wenn einer dieser Truppe die nötige Konstanz für diese harten Aufgaben beibringen kann, dann Felix Magath.

Glück auf!

Montag, 8. Februar 2010

Die Bundesliga im Aufschwung

Die deutsche Fußballbundesliga durchlebt in den letzten Jahren einen Wandel, der sich nicht nur in der aktuellen 5-Jahreswertung der UEFA ausdrückt. Immer mehr international rennomierte Spieler verdienen ihr Geld mittlerweile in Deutschlands Eliteklasse, Namen mit denen vor 4-5 Jahren kaum jemand gerechnet hat. Ruud van Niestelrooy ist das jüngste Beispiel dieses Trends, auch wenn der ehemalige Torjäger von Manchester United und Real Madrid schon ein wenig in die Jahre gekommen ist, das Medieninteresse ist nach wie vor gewaltig.

Die Liste der Namen ist aber inzwischen lang: Franck Ribery, Arjen Robben, Jefferson Farfán, Claudio Pizarro, Obafemi Martins, Joris Mathijsen, Aliaksandr Hleb, Josué oder Pavel Pogrebnyak - alle diese Spieler genießen auch international gesteigertes Ansehen. Und auch die Liga selbst hat in den letzten Jahren immer mehr Spieler hervorgebracht, die längst auf den Zetteln der großen Vereine in Europa stehen. Viele deutsche Spieler wie Philipp Lahm, Simon Rolfes, Mario Gomez, René Adler, Manuel Neuer, Mesut Özil oder Sami Khedira hätten das Potential bei europäischen Topclubs zu spielen, ganz zu schweigen von den ausländischen Spielern, die sich in der Bundesliga einen Namen gemacht haben. Egal ob es Edin Dzeko, Chinedu Obasi, Renato Augusto, Rafinha, Carlos Eduardo, Eljero Elia oder Ivica Olic ist, es gibt viele Spieler um die es im Sommer sicherlich Gerüchte hageln wird, zumal wir wieder mal ein WM-Jahr schreiben.

Doch woher kommt dieser plötzliche Aufschwung? Das größte Plus dieser Liga ist wahrscheinlich ihre gute Orgnisation, der enorm hohe Zuschauerschnitt und ihre weitestgehende Gewaltfreiheit. Es macht Spaß in der Bundesliga zu spielen und sie ist ein guter Weg, sich den ganz ganz großen Vereinen zu präsentieren. Das erklärt auch, warum nur relativ wenig Top-Spieler die Liga verlassen haben und wenn, dann meist für gutes Geld (z.B. Lucio, Diego, van der Vaart oder Nigel de Jong). Und all das klappt bisher trotz der von Martin Kind so ungeliebten "50+1"-Regelung. Die Jugendarbeit und das Scouting in Deutschland haben sich im letzten Jahrzehnt enorm gesteigert, deutsche Vereine schneiden international häufiger gut ab und sind im Gegensatz zu vielen englischen und spanischen Vereinen finanziell noch gesund (die Ausnahmen bestätigen die Regel). Die italienische Serie A, einst mit meilenweitem Vorsprung gegenüber der Bundesliga, hat einges an Prestige eingebüßt. Bestechungsskandale, Fan-Krawalle, Zwangsabstiege, Rassismus - In Italien hat man mit gewaltigen Problemen zu kämpfen, der Platz unter Top 3 in Europa ist nicht zu halten. Trotz Mannschaften wie Inter, Juventus oder dem AC Mailand, der Rest der italienischen Liga reit nicht mehr viele Profis.

Auch dieses Jahr sieht es für die deutschen teams nicht schlecht aus. Trotz des unglücklichen Ausscheidens des VfL Wolfsburgs in der Championsleague, der VfB Stuttgart und Bayern München stehen im Achtelfinale. Gleich 4 Mannschaften sind noch in der Euroleague vertreten: Werder Bremen, der HSV, Hertha BSC und Wolfsburg kämpfen um den Einzug in die nächste Runde - eine sehr gute Quote. Es bleibt also ein spannaneder Ausblick auf die kommenden Wochen im internationalen Fußball und dann folgt auch schon die WM in Südafrika, wo sicherlich einige Bundesligaspieler im Blickpunkt stehen werden. Sollte die Liga am klaren Kurs festhalten und sich nicht zu sehr kommerzialisieren, stehen die Chancen gut, dass auch in Zukunft mehr Topspieler nach Deutschland wechseln.

Montag, 18. Januar 2010

Neue Spieler, alte Probleme

Angesichts der vielen Wintertransfers war meine Spannung groß, als ich am Sonntag rund eine halbe Stunde vor dem Anpfiff die Startformation der Schalker Mannschaft auf bundesliga.de begutachteten wollte. Dass Per Kluge spielen sollte, hatte Felix Magath ja bereits angekündigt, doch die Startelfnominierung von Edu kam für mich zumindest überraschend. Auch, dass weder Baumjohann noch der so hochgelobte Zé Roberto im Kader standen. Auch Spieler wie Altintop, Zambrano, Moravek oder Mineiro fehlten im 18-Köpfigen Aufgebot der Knappen.

Zu Beginn der Partie hatte ich den Eindruck, dass Spiel könnte richtig gut werden: Die Blauen versuchten gefällig zu kombinieren, Ivan Rakitic suchte ein ums andere Mal Jefferson Farfan mit schönen, langen Bällen auf der linken Außenbahn, doch mit zunehmender Spieldauer wurden die kreativen Momente immer weniger. Neuzugang Edu fiel zunächst durch zahllose Ablagen per Brust auf, später fast nur noch durch Fehlpässe oder unglückliches Zweikampfverhalten. Für mich zumindest fragwürdig, warum Magath ihn erst in der 90. Minute vom Platz nahm, denn die Fehler dürften ihm kaum entgangen sein.

Generell schien ihn die Leistung seiner Truppe ebenso wenig zufriedenzustellen wie mich, offenbarte das Spiel doch die gleichen "Probleme" wie in der Hinrunde. Klar, es ist etwas vermessen angesichts von Rang 2 in der Tabelle von Problemen zu sprechen, aber man wird sich nicht ewig auf eine solide Defensive und die zur Zeit beeindruckende Effizienz vor dem Tor verlassen können. Zieht man das Vorjahr zum Vergleich, ist die Spielanlage zwar schon etwas verbessert, aber die Gründe für die gute Platzierung liegen bisher eher im konditionellen und mentalen Bereich und eben in der relativ eisigen Kälte vor des Gegners Tor. Es wäre also beruhigender, wenn Spieler wie Holtby, Kenia, Baumjohann oder Zé Roberto entweder gesund würden, oder in Form / zu angemessener Kondition kämen, denn es kann jederzeit passieren, dass die junge Truppe plötzlich einbricht.

Nur gut, dass bisher schon so viele Punkte "gebunkert" wurden und der Vorspung auf Platz 6 inzwischen ganze 9 Punkte beträgt. Kämpferisch stimmt es auch, also darf man auf spannende Wochen gefasst sein, denn irgendwie ist zur Zeit jedes Match eine kleine Wundertüte...

Glück auf!

Montag, 4. Januar 2010

Kommentar: Die aktuelle Situation des Fußballs

Auf der Webseite des Kicker gibt es derzeit die Möglichkeit, an einer Umfrage teilzunehmen und etwas zu gewinnen. Ich habe mich entschlossen mitzumachen. Am Ende der Umfrage wird man gebeten, einen Kommentar zur derzeitigen Situation des Fußballs abzugeben. Da ich nicht davon ausgehe, dass mein Kommentar zur Veröffentlichung ausgewählt wird (obwohl er es natürlich verdient hätte) und ich ihn euch nicht vorenthalten möchte, wird er auch an dieser Stelle zu lesen sein:

Frage: Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation des Fußballs?

Antwort:
Ich denke, der Fußball wird in den kommenden Jahren einen immer größer werdenden Spagat zwischen Kommerz und Fanfreundlichkeit vollführen müssen. Dadurch, dass die meisten Vereine der höheren Spielklassen inzwischen wie ein Wirtschaftsunternehmen agieren, wird sich das Bild dieses Sports in der Gesellschaft verändern.
Was früher zur Unterhaltung aller beitrug, wird zunehmend ein Sport für besser verdienende, oder diejenigen, die trotz eingeschränkter finanzieller Mittel aus Vereinstreue und Liebe zum Sport, alles in ihn investieren. Das liegt an den gestiegenen Ticketpreisen, den überteuerten Merchandising-Artikeln, der überteuerten Pay-TV Gebühren sowie natürlich auch an der Vereinspolitik, in der die Gehälter gefährlich stark gewachsen sind, woraus eine Spirale entstanden ist. Vorbilder wie der Englische Fußball sind dafür ein gutes Beispiel. Die Liga bietet zwar attraktiven Fußball, jedoch ist der Fußball dort durchzogen vom Kapitalismus. Ich sage nur "50+1". So lange sich die Scheichs hier in Deutschland keine Vereine kaufen können, wird es in der Bundesliga glücklicherweise nicht ganz so extrem werden.


Was ein Spieler kann, interessiert nicht mehr viel, er wird hauptsächlich an dem gemessen, was er gekostet hat, bis er das Gegenteil über einen längeren Zeitraum bewiesen hat. Es wird immer schwieriger, sich mit gewissen Vereinen zu identifizieren, Traditionen verschwinden zunehmend. Und an den Stellen, wo man Neuheiten sinnvoll nutzen könnte, begründet man die Nichtnutzung dann mit genau diesem Argument, dass dann der eigentliche Sinn des Sports vernachlässigt würde, siehe Torkamera, Chip im Ball, 4. Offizieller usw...


Was in Deutschland positiv ist, ist die wirklich gute Jugendarbeit und -förderung. Selbst viele kleinere Vereine haben inzwischen gute Trainings- und Ausbildungsbedingungen für Nachwuchsspieler und seit der Ära Klinsmann setzt man auch in der Nationalmannschaft auf junge Spieler. In den Vereinen wird es sogar zum Trend, beste Beispiele sind hier natürlich seit Jahren schon Arsenal London und Ajax Amsterdam, sowie in Deutschland zur Zeit Schalke, Bremen, Hoffenheim und Leverkusen. Die Attraktivität des Spiels an sich, ist dadurch hierzulande glücklicherweise wieder gestiegen, was sich auch in den europäischen Wettbewerben zeigt.

Ich hoffe, die Vereine nehmen das als Signal, dass man auch ohne den unbedingten Kapitalismus guten Fußball bieten kann - denn um den geht es doch eigentlich.



Vielleicht sieht der ein oder andere von euch die Situation ähnlich wie ich, oder widerspricht mir auch vollkommen. Fühlt euch frei, eure Meinung zu sagen. In diesem Sinne:
Glück auf!