Montag, 15. Februar 2010

Königsblaues Zwischenfazit

5 Spiele haben die Vereine in der Rückrunde hinter sich gebracht, da ist es an der Zeit zu schauen, wo mein FC Schalke steht. Zwei mehr (Bochum) oder weniger (Freiburg) blöde Unentschieden haben uns bereits 4 Punkte und einen Tabellenplatz gekostet, dennoch liegt das Team noch voll im Soll. Die unbesiegbaren Leverkusener und die derzeit alles verschlingenden Bayern liegen nur 3 Punkte in Front, sind jederzeit einholbar. Nach hinten sind es recht komfortable 6 Punkte auf Hamburg, 9 auf Dortmund, das internationale Geschäft ist inzwischen Pflicht, denn solch einen Vorsprung darf man sich nicht mehr nehmen lassen.

Im Gegensatz zur Hinrunde wird auf Schalke kaum noch experimentiert. Die Startelf steht meist mehr oder weniger fest, junge Spieler wie Moritz, Schmitz und Matip, die in der Hinserie noch als Newcomer kritisch beäugt wurden, zählen zum Stammpersonal und haben sich vorerst etabliert. Andere talentierte Spieler wie Moravek, Kenia oder Zambrano sind entweder verletzt oder müssen sich hinten anstellen. Im Mittelfeld ist überraschenderweise auch Ivan Rakitic gesetzt. Der kroate spielt immer noch nicht das Spiel, was man von ihm aus Einsätzen für die Nationalmannschaft kennt, zeigt sich im Vergleich zu den vorigen Spielzeiten aber vor allem im defensiven Bereich deutlich verbessert. Auch Vicente Sánchez ist (endlich) zum Stammspieler geworden, nicht zuletzt weil Lewis Holtby überraschenderweise an den VfL Bochum verliehen wurde. Der wuselige "Uru" ist gerade deshalb so wichtig für die Mannschaft, weil er fast immer anspielbar ist und durch seinen Einsatz, Schnelligkeit und Technik oft Löcher in die Abwehr reist oder Fouls zieht. Kaum verwunderlich, dass Sánchez aufgrund seines Laufpensums oft der erste Spieler ist, der ausgewechselt wird.

Von den Neuzugängen in der Winterpause wird bisher wenig gesprochen, am meisten noch von Alex Baumjohann. Der Rückkehrer tut sich jedoch noch sichtlich schwer mit seiner neuen Aufgabe, agierte bisher entweder überraschend unauffällig und unkonzentriert, oder eigensinnig, wie zum Beispiel im Pokal gegen Osnabrück, wo sein unnötiger Versuch knapp vor dem eigenen Strafraum einen Gegner auszuspielen fast ein Gegentor provoziert hätte. Dennoch lässt er ab und an aufblitzen, warum in Zukunft mit "Baumi" zu rechnen sein kann, nämlich dann, wenn er seine Dribblings sinnvoll einsetzt und wenn er den "letzten" Pass in die Spitze spielt, was der Mannschaft zur Zeit fehlt. Die 23 Minuten gestern gegen Köln machten zum ersten Mal Lust auf mehr. 8 Minuten reichten dem chinesischen Neuzugang Junmin Hao in Osnabrück, um sich in die Herzen der journalisten und des Trainers zu spielen. Gute Technik, Einsatz und Übersicht wurden ihm bescheinigt, anhand der kurzen Spielzeit gegen einen geschlagenen Drittligisten sind diese Eindrücke aber auch nicht wirklich verwertbar. Eine große Rolle wird er in naher Zukunft sicher noch nicht Spielen, ebenso wenig wie Besart Ibraimi, der gegen Freiburg sein Debut gab.

Stürmer Edu tat genau das, was 90% der Fans schon vorher von ihm erwarteten: Den Leistungstest nicht bestehen. Felix Magath sieht das wohl ähnlich, denn seinen ersten beiden Auftritten folgte bisher kein weiterer. Für mich auch nicht weiter verwunderlich. Die anderen Neuzugänge Gavranovic, Müller und Zé Roberto haben derzeit keine Chance.
Soviel zum Personal abseits des Platzes, auf dem Platz ist die Mannschaft vor allem von der effektivität Farfáns und Kuranyis abhängig. An 30 Toren war mindestens einer von beiden beteiligt, dennoch besteht jederzeit die Gefahr, dass sich einer der beiden mal verletzt und dann fehlen dem Team die spielerischen Mittel um Tore zu erziehlen. In der Abwehr wird man sich wohl die wenigsten Sorgen machen müssen. Seit Jahren ist das der konstanteste und beste Mannschaftsteil, das wird sich auch diese Saison nicht mehr ändern - 12 Spiele ohne Gegentor sprechen eine deutliche Sprache.

Felix Magath muss aber unbedingt dafür sorgen, dass die Mannschaft spielerisch besser wird. Die bisherigen Gegner waren selber zu harmlos um gegen die starke Verteidigung zu bestehen, doch bereits nächste Woche wartet mit Dzeko ein Stürmer von internationaler Klasse, auch wenn Wolfsburg derzeit in einem ganz großen Loch steckt ist er immer brandgefährlich. Es wäre also sehr beruhigend, wenn auch aus dem Mittelfeld mehr Akzente nach vorne gesetzt würden. Die schweren Spiele hat die Mannschaft noch vor sich, man wird erst in ein paar Wochen sehen, wie gefestigt diese junge Mannschaft wirklich ist. Aber wenn einer dieser Truppe die nötige Konstanz für diese harten Aufgaben beibringen kann, dann Felix Magath.

Glück auf!

Montag, 8. Februar 2010

Die Bundesliga im Aufschwung

Die deutsche Fußballbundesliga durchlebt in den letzten Jahren einen Wandel, der sich nicht nur in der aktuellen 5-Jahreswertung der UEFA ausdrückt. Immer mehr international rennomierte Spieler verdienen ihr Geld mittlerweile in Deutschlands Eliteklasse, Namen mit denen vor 4-5 Jahren kaum jemand gerechnet hat. Ruud van Niestelrooy ist das jüngste Beispiel dieses Trends, auch wenn der ehemalige Torjäger von Manchester United und Real Madrid schon ein wenig in die Jahre gekommen ist, das Medieninteresse ist nach wie vor gewaltig.

Die Liste der Namen ist aber inzwischen lang: Franck Ribery, Arjen Robben, Jefferson Farfán, Claudio Pizarro, Obafemi Martins, Joris Mathijsen, Aliaksandr Hleb, Josué oder Pavel Pogrebnyak - alle diese Spieler genießen auch international gesteigertes Ansehen. Und auch die Liga selbst hat in den letzten Jahren immer mehr Spieler hervorgebracht, die längst auf den Zetteln der großen Vereine in Europa stehen. Viele deutsche Spieler wie Philipp Lahm, Simon Rolfes, Mario Gomez, René Adler, Manuel Neuer, Mesut Özil oder Sami Khedira hätten das Potential bei europäischen Topclubs zu spielen, ganz zu schweigen von den ausländischen Spielern, die sich in der Bundesliga einen Namen gemacht haben. Egal ob es Edin Dzeko, Chinedu Obasi, Renato Augusto, Rafinha, Carlos Eduardo, Eljero Elia oder Ivica Olic ist, es gibt viele Spieler um die es im Sommer sicherlich Gerüchte hageln wird, zumal wir wieder mal ein WM-Jahr schreiben.

Doch woher kommt dieser plötzliche Aufschwung? Das größte Plus dieser Liga ist wahrscheinlich ihre gute Orgnisation, der enorm hohe Zuschauerschnitt und ihre weitestgehende Gewaltfreiheit. Es macht Spaß in der Bundesliga zu spielen und sie ist ein guter Weg, sich den ganz ganz großen Vereinen zu präsentieren. Das erklärt auch, warum nur relativ wenig Top-Spieler die Liga verlassen haben und wenn, dann meist für gutes Geld (z.B. Lucio, Diego, van der Vaart oder Nigel de Jong). Und all das klappt bisher trotz der von Martin Kind so ungeliebten "50+1"-Regelung. Die Jugendarbeit und das Scouting in Deutschland haben sich im letzten Jahrzehnt enorm gesteigert, deutsche Vereine schneiden international häufiger gut ab und sind im Gegensatz zu vielen englischen und spanischen Vereinen finanziell noch gesund (die Ausnahmen bestätigen die Regel). Die italienische Serie A, einst mit meilenweitem Vorsprung gegenüber der Bundesliga, hat einges an Prestige eingebüßt. Bestechungsskandale, Fan-Krawalle, Zwangsabstiege, Rassismus - In Italien hat man mit gewaltigen Problemen zu kämpfen, der Platz unter Top 3 in Europa ist nicht zu halten. Trotz Mannschaften wie Inter, Juventus oder dem AC Mailand, der Rest der italienischen Liga reit nicht mehr viele Profis.

Auch dieses Jahr sieht es für die deutschen teams nicht schlecht aus. Trotz des unglücklichen Ausscheidens des VfL Wolfsburgs in der Championsleague, der VfB Stuttgart und Bayern München stehen im Achtelfinale. Gleich 4 Mannschaften sind noch in der Euroleague vertreten: Werder Bremen, der HSV, Hertha BSC und Wolfsburg kämpfen um den Einzug in die nächste Runde - eine sehr gute Quote. Es bleibt also ein spannaneder Ausblick auf die kommenden Wochen im internationalen Fußball und dann folgt auch schon die WM in Südafrika, wo sicherlich einige Bundesligaspieler im Blickpunkt stehen werden. Sollte die Liga am klaren Kurs festhalten und sich nicht zu sehr kommerzialisieren, stehen die Chancen gut, dass auch in Zukunft mehr Topspieler nach Deutschland wechseln.