Montag, 5. Oktober 2009

Abstiegskampf angenommen?

Die jüngste Trainerentlassung der Bundesliga, bei der Lucien Favre seinen Stuhl für den neuen Berliner Coach Friedhelm Funkel frei machen musste, spricht eine deutliche Sprache: Abstiegskampf!
Letztes Jahr noch zwischenzeitlicher Tabellenführer mit Chancen auf eine Champions-League-Teilnahme und schlußendlich ein Startplatz für die neu eingeführte Europa Liga - so sah die heile Berliner Welt aus. Nur wenige Monate später liegt Hertha BSC jedoch abgeschlagen mit 3 mageren Punkten aus 8 Spielen auf dem letzten Tabellenplatz. Die Frage ist: Warum?

Lucien Favre ist sicherlich nicht der schlechteste Trainer, doch Uneinigkeiten mit Verantwortlichen und Spielern wie Pantelic, sowie ein fehlendes Konzept in Sachen Transferpolitik leiteten die Krise ein. Im letzten Jahr klappte die Aufstockung des Kaders mit Liganeulingen wie Domovchiyski, Cicero, Kaká oder Nicu nur deshalb so gut, weil es noch Leistungsträger à la Pantelic, Simunic und Voronin gab, dazu der Transfervolltreffer in Person von Gojko Kacar, der inzwischen einer der wenigen ist, der konstant auf gutem Niveau spielt.

Die "alte Dame" in der Krise. (Foto: hertha.de)

Doch die Leistungsträger wurden/mussten abgegeben werden, für den Sturm kam u.a. der altbekannte Arthur Wichniarek, der schon einmal in Berlin gescheitert war. Vielleicht etwas geblendet von seiner starken Hinrunde der letzten Saison, dachten die Verantwortlichen wohl dies sei der richtige Mann für die "alte Dame". Doch bisher blieb Wichniarek alles schuldig, erzielte noch kein einziges Tor in der laufenden Saison. Als man merkte, die Saison würde schwieriger werden als erwartet, versuchte man nachzulegen. Doch mehr als Nottransfers waren das auch nicht.

Florian Kringe beispielsweise ist in Dortmund auf das Abstellgleis geraten, war aber insofern noch vertretbar, da der Spieler die Liga kennt und seit einigen Jahren zumindest durchschnittlich spielt. Der brasilianer César und der kolumbianer Adrián Ramos hingegen sind, so wie viele der letztjährigen Transfers, unbekannte und Bundesliga-unerfahrene Spieler.
Diese Philosophie rächt sich nun. Das Team spielt ohne Leitwolf, Kacar ist noch zu jung um das Spiel allein in die Hand zu nehmen und Arne Friedrich war noch nie derjenige, der eine Mannschaft mitreißt. Einige andere Spieler haben, wenn überhaupt, erst eine Bundesligasaison hinter sich.

Rauf soll's gehen mit Trainer Funkel und Berlin. (Foto: Keystone WAL)

Favres Fehler war eindeutig die "Masse statt Klasse"-Taktik. Viele "Wundertüten" aus Südamerika, von denen drei schon wieder verliehen wurden (Rodnei, André Lima, Lúcio) und einige unbekannte Spieler aus Osteuropa stehen im Kader der Hertha, welcher nicht den Eindruck eines Euro-League-Teilnehmers vermittelt. Man wird sich in ein paar Jahren wohl kaum an viele Spieler der aktuellen Berliner Mannschaft erinnern.

Schließlich wurde Lucien Favre folgerichtig durch einen anderen, jetzt dringend benötigten Trainertypen ersetzt. Mit Friedhelm Funkel holte man den Typ "Feuerwehrmann", der die Hertha aus dem Keller holen soll. Die Berliner Führungsriege hat also offensichtlich erkannt, dass das Ziel dieses Jahr wohl nurnoch Nicht-Abstieg lauten kann. Funkels Aufgabe wird es sein, eine Mannschaft aus der Masse an Durchschnittsspielern zu formen. Immerhin 29 Spieler umfasst der derzeitige Kader, jahrelange Bundesligaerfahrung, haben nur die wenigsten. Es bleibt also abzuwarten, ob Funkel das Team auf das gemeinsame Ziel einschwören kann, denn wer in Berlin in dieser Saison noch große Spielkultur erwartet, ist auf dem Holzweg.

Zum Glück für Funkel ist jetzt Länderspielpause...

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